Chronik
Alsdorfer Bergmannskreuz
Diese Chronik wurde von unserem ehem. Vorsitzenden der Ortsgruppe Alsdorf im Mai 2007 verfasst.
Ehemaliger Fahrsteiger, Grube Anna 2
Karl Schaffrath
Das „Alsdorfer Bergmannskreuz“ in der Eifel, welches an das Unglück auf der Grube Anna 2 mit 271 toten Bergleuten erinnert, war lange Zeit in Vergessenheit geraten. Aufgefunden und entdeckt wurde es erst wieder Mitte 1988.
Sein Standort ist ein neben dem Wanderweg versteckt auf einem vorspringenden Felsen, oberhalb des Belgenbaches, der von Eicherscheid (Simmerath) kommend und unterhalb von Widdau (P Grünental) in die Rur fließt.
Ein idyllischer Ort, der auch nicht leicht zu finden war.
Im Eifelverein der Ortsgruppe Alsdorf war schon seit einigen Jahren Einiges über das Bestehen dieses Kreuzes bekannt. Da aber im Belgenbachtal sehr viele Kreuze stehen, mit und ohne Beschriftungen, waren die Suche und die Identifizierung ergebnislos geblieben. Wie aus einem Schreiben an den Verein hervorgeht, versuchte es auch der Ehrenvorsitzende Theodor Helpenstein bei einem Kurzurlaub in Konzen 1981 vergeblich das Kreuz aufzuspüren. Hierbei erwähnte er auch ein aus Eisen bestehendes Kreuz, welches am Belgenbach in der Nähe eines Einzelhauses – gemeint war wohl die Belgenbachmühle- in Richtung Grünental stehen soll. Die ortsansässigen Bewohner nannten es Alsdorfer und auch das „Schwarze Kreuz“, wohl wegen des ehemaligen schwarzen Anstrichs.
Aber erst 1988 kam ein glücklicher Zufall zu Hilfe mit dem entscheidenden Hinweis.
Am 24. Mai schrieb Herr Heinz Heinen * aus Stolberg einen Brief an die Hauptgeschäftsstelle des Eifelvereins in Düren, die es an den Vorsitzenden Hubert Mund (OG Alsdorf) weiterleitete. Sinngemäß bringt er darin zum Ausdruck, dass er nach 30 Jahren wieder in das Belgenbachtal gewandert ist. Dabei habe er das ihm bekannte Kreuz in einem desolaten Zustand vorgefunden. Das bezog sich auf die verwitterte Inschrifttafel. Er könne sich aber noch genau entsinnen, dass Wanderfreunde mit dieser Inschrift an das Alsdorfer Grubenunglück erinnern wollten.
Daraufhin wanderte Hubert Mund mit Herrn Heinen von Eicherscheid aus den Holzbach entlang zur Belgenbacher Mühle. Über einen schmalen Steg ging es über den Belgenbach, vorbei an einem Kapellchen und auf einem bewaldeten Hangweg ca. 1 km unterhalb der Mühle zur lang gesuchten Stelle.
* Herr Heinz Heinen, der 2004 verstorben ist, hat mir eine Mappe mit Aufnahmen vom Belgenbachtal, Alsdorfer Kreuz und Belgenbacher Mühle hinterlassen. 1926 wurde in der Mühle letztmalig gemahlen. Sie diente in den Nachkriegsjahren als Jugendherberge. Heinz Heinen verbrachte dort erlebnisreiche Wochenenden.
Damit war das langgesuchte Kreuz endlich entdeckt.
Der Eifelverein Ortsgruppe Alsdorf sah es als eine selbstverständliche Pflicht an, sich um das vergessene Denkmal zu kümmern und es in einen ehrwürdigen Zustand zu versetzen.
Für mich war es ein besonderes Anliegen.
Als 8 1/2-Jähriger konnte ich mich an das Unglück noch gut erinnern. Mein Vater war von der Nachtschicht wohlbehalten heimgekehrt, der Patenonkel zählte zu den vielen Opfern. Ich selbst war von 1936 bis 1974 auf der Unglücksgrube Anna 2 beschäftigt.
Mit Hilfe meiner Wanderfreunde Herbert Dammers, Willi Krug und Leo Brandenburg wurde an mehreren Tagen das Kreuz aus dem Felsen gemeißelt und dann nach Alsdorf gebracht.
Die anfängliche Restaurierungsabsicht –entrosten und ein neuer Anstrich- wurde aufgegeben. Meine Bitte an den EBV, ein neues Kreuz aus Edelstahl herzustellen, wurde bereitwillig erfüllt.
Das Kreuz wurde an gleicher Stelle wieder aufgestellt, wobei das gesamte Material auf abschüssigem Weg ca. 1 km getragen wurde. Hierbei waren wieder meine Wanderfreunde behilflich und selbst unser Vorsitzender, zu der Zeit 77 Jahre alt, legte mit Hand an.
Bei der feierlichen Einweihung im Oktober 1988 am Buß- und Bettag konnte der Vorsitzende Hubert Mund etwa 100 Wanderer, Bergleute, Vertreter der Stadt Alsdorf und des EBV´s begrüßen. In seiner Gedenkrede erinnerte er an das schreckliche Ereignis mit seinen beklagenswerten Opfern und den schlimmen Folgen für die Familien. Vor allen Dingen aber solle das Kreuz dazu anhalten, nie den Aufopfernden, stets mit Lebensgefahr verbundenen Einsatz der Bergleute zu vergessen.
Die Kranzniederlegung, begleitet mit dem Gesang des Bergmannsliedes „Glück Auf“, beendete die bewegende Feier.
Auf der Tafel am Kreuz steht die Inschrift:
Gedenket der 271 Opfer des Grubenunglückes vom 21.10.1930 in Alsdorf
Eifelverein Alsdorf, Erneuert 1988